Balance Pads
Seltsame Schaumstoffpolster die Bodenarbeit ersetzen sollen? Wofür sie wirklich zu gebrauchen sind und was man bei der Anwendung zu beachten hat,
erkläre ich im folgendem Blogbeitrag.
Balance Pads kommen aus der Humanmedizin, genau genommen aus der Physiotherapie. Dort werden sie für Stabilisationsübungen verwendet. Der Körper wird
sprichwörtlich mit voller Absicht aus dem Gleichgewicht gebracht. Dadurch muss in erster Linie die Tiefenmuskulatur erstmal die Schiefe ausgleichen.
Diese Muskulatur ist essentiell für einen ausbalancierten Körper zuständig, sie hilft den Bändern und Sehnen, den Körper zu stabilisieren.
Natürlich ersetzen Pads keine Massage, der verklebten Strukturen. Es ist aber ein schöner Nebeneffekt, dass Bewegung in die tiefen Strukturen gebracht
wird. Diese wird in meinen Augen leider zu oft vergessen.
Als kleines Beispiel: Bei Weichteilproblemen (Muskeln, Sehnen, Bänder etc.) stürtzen sich viele auf die großen Muskeln, wie M.splenius,
M.brachiocephalicus oder auch M.quadrizeps femoris. Aber oft geraten so simple Strukturen, wie die oberflächliche und tiefe Beugesehnen an den Beinen
in Vergessenheit. Diese sind zwar „klein“ aber oho.
Oft komme ich zu Pferden, die mit ungeklärten Lahmheiten laufen und erfahrungsgemäß sind die Beugesehnenpakete komplett verklebt und verspannt. Die
Dehnung solcher Strukturen ist auch von großer Bedeutung, je flexibler, desto weniger anfällig für Verletzungen. Dieser Satz ist mir aus der Ausbildung
im Gedächtniss geblieben. Umso starrer beispielsweise eine Sehne oder Muskel ist, desto eher werden sie in Mitleidenschaft gezogen. Jetzt darf
logischerweise nicht verpauschalisiert werden und jede Hyperflexibilität in den Himmel gelobt werden ;) Zurück zu den Pads

Unterscheidung der Pads:
Es handelt sich genaugenommen um Schaumstoffkissen in verschiedenen Stärken. Die Kissen gibt es in verschiedenen Varianten. Hart, weich, mittel, rund, oval oder auch eckig. Und dann gibt es noch
welche die aufgepumpt werden müssen. Diese sind fürs Pferd aber unpraktikabel, da diese meistens nicht fürs Pferd ausgelegt werden.
Harte Pads sind für den Körper erstmal leichter zu bewältigen. Ein hartes Pad löst logischerweise weniger Instabilität aus, da diese eher dem normalen Betonboden ähneln. Das bedeutet im
Umkehrschluss, je frischer eine Verletzung, desto härter muss das Pad gewählt werden. (Wenn ein Pad überhaupt indiziert ist) Auf die Risiken und Kontraindikationen gehe ich weiter unten
ein.
Je weicher ein Pad gewählt wird, umso mehr muss der Körper ausgleichen. Und hier ist der große Knackpunkt, der beim Anwenden leider oft vergessen wird. Pferde kommen genauso wie wir aus dem
Gleichgewicht. Man muss Geduld und Verständniss bei dem Training mit den Pads mitbringen. Die Tiere müssen sich genauso daran gewöhnen wie wir.
Die Form ansich muss genug Platz für den Fuß des Tieres bieten. Es spielt keine Rolle ob oval, rund oder eckig. Ich finde allerdings die eckigen Pads, für die Arbeit mit den Tieren am
angenehmsten für beide Seiten. Die runden Pads sind meistens nicht groß genug oder gehen schnell an den Hufen und Krallen kaputt, da schnell mal daneben getreten wird.
Es gibt auch noch Pads, die man vor der Anwendung mit Luft befüllen muss. Diese verwende ich allerdings nur für den Hund, da ich ihnen keinen Pferdefuß zutraue. Vielleicht noch ein Pony aber
selbst da, hätte ich große Bedenken, dass sie platzen und ich ein traumatisiertes Pferd habe.
Sinn der Pads:
Stell dich selbst einmal auf ein weiches Pad und versuche es auszugleichen. Für die Trainierten unter euch ist es eher einfacher. Es ist aber ein gutes Training um das Körpergefühl zu schulen.
Die Propriozeptoren (Rezeptoren für die Köperwahrnehmung) sind überall im Körper. An Muskeln, Sehnen, den Gelenken und der Haut. Diese reagieren z.B. auf Zug, Druck, Dehnung,
Bewegungsgeschwindigkeiten, Kontraktion und verschiedene Spannungszustände.
Solche Rezeptoren geben Informationen an das Nervensystem weiter und ermöglichen dem Körper im richtigen Moment mit der richtigen körperlichen Aktion zu antworten. Auch die Gelenke profitieren
von diesem Training.
Eine bessere Versorgung von Synovia in den Gelenken (Gelenksflüssigkeit) durch die Bewegung. Es gibt viele Möglichkeiten diese zu schulen. Equi Kinetic, Bodenarbeit ansich, Balance Pads,
Körperbänder uvm.
Kontraindikationen und Verletzungen:
Wenn der Körper absichtlich aus dem Gleichgewicht gebracht wird, kann dies natürlich eine ganze Menge an Verletzungen und Problemen mit sich bringen. Angefangen bei Klassikern wie Blockaden,
Zerrungen und Stauchungen der Sehnen, Bänder und Muskeln oder auch Entzündungen, bis hin zur Anwendergefahr. Das Pferd ist ein Fluchttier. Dies bedeutet für das Training mit Pads, viel Geduld und
Mitgefühl mitzubringen. Meistens erschreckt sich das Pferd erstmal und möchte wieder vom Pad. Unter dem nächsten Punkt gehe ich weiter darauf ein. In erster Linie steht die Gesundheit des Tieres
in Vordergrund, dass bedeutet wenn ein Tier sich komplett verweigert (nach Gewöhnungsphase) muss das toleriert werden. Es sollte auf keinen Fall gezwungen werden. Erfahrungsgemäß hat es zu 99%
einen Grund warum sie sich verweigern. Sei es ein unentdeckter Hufabszess, Gelenksinstabilität (Diese kann trainiert werden, aber bitte unter Anleitung eines Therapeuten) oder auch eine
unentdeckte Bandverletzung.
Gebrauchsanweisung
Hier gilt als erstes zu beachten, was trainiert werden soll. Es muss individuell auf die Tiere eingegangen werden. Jeder hat ein einer anderen Stelle ein Problem. Auch sollte geklärt werden, ob
so ein Training überhaupt für das Tier geeignet ist. Frische Bänderverletzungen, Sehnenabrissen und Entzündungen haben auf einem Balance Pad absolut nichts zu suchen. Diese verschlimmern die Lage
trastisch. Bei der Pad-Auswahl sollten einige Faktoren beachtet werden.
Größe des Hufes/Fußes, schwere des Tieres, Härtegrad des Pads und auch das Nervenkostüm des Tieres. Erfahrungsgemäß klappt es bei vielen Anwendern nicht zufriedenstellend, da das flasche Pad und
falsche Trainingszeit gewählt wurde.
Beim Training ansich gibt es auch einiges zu beachten. Bei Hunden ist es einfacher als beim Pferd. Aber eine Faustregel zählt immer: Das Tier nicht alleine seinem Schicksal überlassen und sich
gerne eine Zweitperson zum Training dazu holen. Instabile Hunde brauchen am Anfang, manchmal noch jemanden der die Hüfte oder Schulterpartie unterstützt. Beim Pferd zählt auch zu Beginn weniger
ist mehr. Erstmal ein Pad, danach langsam steigern. Gerne darf das Pferd auf 4 Pads stehen, dass erfordert Training und Geduld. Die diagonalen Füße mit Pads zu bestücken, hat auch gute Ergebnisse
mit sich gebracht. Beim Pferd möchte ich noch zwei große Hinweise loswerden.
Als Erstes: Die Pads erst auf den Boden legen, dann den Fuß des Pferdes heben, das Pad mit dem eigenem Fuß darunter schieben und dann den Fuß auf das Pad abstellen. Deine Finger sind schnell
abgetreten und das unabsichtlich, den Fuß ziehst du aus Reflex schneller weg. Falls das Pferd sich beim Pad schieben auf dem Boden erschreckt, erstmal das Pferd an die Geräuschkulisse gewöhnen.
Der zweite Aspekt ist auch nicht zu verachten: Das Pferd bitte nicht festbinden! Sollte es stürtzen oder sich erschrecken, bleibt es mit dem Strick hängen und verletzt sich.

Generell gilt immer auf die Muskulatur zu achten! Falls diese das Zittern beginnt, sollte man sofort einen Schritt zurückgehen. 30 Sekunden sind bei mir immer der Anfang. Man bekommt schnell ein
Gefühl wie weit man gehen kann, allerdings nicht auf biegen und brechen eine gewisse Zeit durchprügeln. Es kommt auch durchaus zu Muskelkater. Aus diesem Grund am Anfang 1x die Woche,
Fortgeschrittene auch 2x die Woche. Das Tier entscheidet wann Schluss ist. Falls ihr Tier überhaupt keine Lust hat, gibt es noch andere Methoden, um die Tiefensensibilität zu trainieren. Du bist
bei solchen Trainingseinheiten auf die Kooperation des Tieres angewiesen.
Kaufhinweis (keine Kooperation mit irgendwem)
Es gibt zahlreiche Anbieter zum Thema Pads. Und ja es spielt keine Rolle, ob für Mensch oder Tier. Nur bitte immer überlegen wofür sie benutzt werden sollen. Eher hart, eher weich, eher
Neufundländer, eher Dackel oder eher Pony oder Kaltblut. Und auch den Druckunterschied immer beachten. Was beim Dackel zu hart ist, kann beim Neufundländer zu weich sein.
Meine Liebsten sind Airex, „DoyourFitness“ und die Pads von Pino. Allerdings gilt hier zu sagen, dass die Pads von Airex eher für Hunde geeignet sind, da diese erfahrungsgemäß den Hufnägeln nicht
lange standhalten. Hier gehört ganz klar gesagt, dass es egal ist, wo die Pads besorgt werden.
Fazit:
Balance Pads sind eine sehr gute Ergänzung zum Motoriktraining beim Tier. Empfehlenswert wäre es beim ersten Mal, mit einem Therapeuten zusammen der einen heranführt, um es zuhause sicher alleine
machen zu können. Die Pads müssen mit Bedacht und Vorsicht gewählt werden, da auch Verletzungen entstehen können. Solange sie mit viel Gefühl und Mitdenken benutzt werden sind sie spitze, im
Thema propriozeptives Training.
Falls du noch Fragen haben solltest darfst du dich gerne melden. Ich würde mich freuen, wenn dieser Beitrag im Sinne der Aufklärung geteilt wird. Einen schönen Tag noch. Lg Magda